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BMC Kongress 2015
20. Januar 2015, 8:00 – 21. Januar 2015, 17:00

Starke Absichtserklärung des Gesundheitsministers beim BMC-Kongress 2015: Patientenorientierung wird Maßstab aller zukünftiger Gesundheitsreformen
Am 20. und 21. Januar 2015 fand unter dem Titel „Patientenorientierung: Schlüssel für mehr Qualität“ der bereits fünfte BMC-Kongress in Berlin statt. So war der Kongress auch in diesem Jahr mit über 500 Besuchern restlos ausgebucht. Es diskutierten Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft, Industrie und Selbstverwaltung sowie Patientenvertreter und Leistungserbringer mit den rund 100 Experten aus dem deutschen Gesundheitswesen darüber, wie ein Gesundheitswesen aussehen muss, dass sich konsequent an den Bedürfnissen der Patienten orientiert.
Gesundheitsminister Gröhe eröffnet den Kongress
„Der Maßstab für alle Kompromisse ist der Patient.“ Mit diesen Worten eröffnete Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe den BMC-Kongress 2015. In seiner Eröffnungsrede verdeutlichte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, dass der Erhalt und Ausbau unseres leistungsstarken, solidarischen Gesundheitssystems nur zwischen den beiden Polen der Kostenkontrolle einerseits und der Beitragssatzautonomie der Krankenkassen andererseits gelingen kann. Jenseits aller Interessenkonflikte der Akteure müsse das Leitmotiv des Handelns immer die Frage sein: Was nützt dem Patienten? Vor diesem Hintergrund sprach er sich für mehr Patientenbefragungen und eine Stärkung der Versorgungsforschung aus. Erhebliche Verbesserungen für Angebote der Regelversorgung verspreche er sich aus dem Innovationsfonds, so Gröhe.
„Die gemeinsame Selbstverwaltung hat den Patienten im Blick – aber der Fokus ist etwas unscharf geworden“
Neben Bundesminister Gröhe sprachen am ersten Kongresstag u.a. Prof. Dr. Erika Gromnica-Ihle, Prof. Dr. Dr. Martin Härter sowie Prof. Dr. Dr. Andreas Kruse. Desweiteren berichtete der ehemalige KBV-Vorsitzende Dr. Andreas Köhler darüber hinaus über seine Erfahrungen als Patient im deutschen Gesundheitssystem. Zwar stimmte er Bundesminister Hermann Gröhe zu, dass das deutsche Gesundheitswesen enorm leistungsstark sei. Gleichwohl räumte er ein, dass der Fokus der gemeinsamen Selbstverwaltung auf den Patienten etwas unscharf geworden sei. Innovativ sei das System aus seiner Sicht vor allem im Bereich des medizinischen Fortschritts. Doch wir müssten uns dringend mit dem Fortschritt der Prozesse beschäftigen, so die Einschätzung Köhlers. Im Sinne der stärkeren Patientenorientierung gehöre dazu vor allem ein sektorenübergreifendes Case Management. Zudem sieht Köhler deutliche Defizite im Bereich der Versorgungsforschung.
TED-Umfrage: 75 % aller Teilnehmer gaben an, dass das derzeitige Vergütungssystem Shared Decision Making behindert
Ein weiteres Highlight auf dem BMC-Kongress war die alljährliche TED-Umfrage im Rahmen einer Diskussionsrunde. Als Ansätze für mehr Patientenorientierung wurden dabei Shared Decision Making, Patient Empowerment und Health Literacy diskutiert. Shared Decision Making wurde dabei als wichtiges Instrument betrachtet, um Patientenpräferenzen stärker zu berücksichtigen und Patienten eine aktivere Rolle im Behandlungsprozess zu geben. Jedoch ergab eine TED-Umfrage unter rund 300 Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitswesen, dass die derzeitige Vergütung der sprechenden Medizin diese Erkenntnis nicht widerspiegelt. So hatten 75 Prozent der Anwesenden die Einschätzung, dass Shared Decision Making durch das Vergütungssystem behindert wird.
Mehrheit der Teilnehmer glaubt an den Innovationsfonds – dessen Ausgestaltung ist dabei entscheidend
Eines der Kernthemen des Bundesverbandes Managed Care stellt der Innovationsfonds dar. Ob dieser sich als nachhaltige Erfolgsgeschichte oder lediglich als Neuauflage der Anschubfinanzierung entwickelt, hängt aus Sicht des BMC letztlich von der konkreten Ausgestaltung der Kriterien für die Antragszulassung und die Mittelvergabe ab. Dies bestätigt auch das Meinungsbild, das im Rahmen der TED-Umfrage auf dem BMC-Kongress eingeholt wurde. Auf die Frage, wie sich der Innovationsfonds auf die Versorgung auswirken wird, antworteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eher zurückhaltend. Nur vier Prozent glauben, dass der Innovationsfonds die Versorgung nachhaltig verbessern wird, während 57 Prozent der Meinung sind, der Innovationsfonds werde lediglich punktuell positive Auswirkungen haben. Mehr als ein Viertel der Befragten ist sogar der Auffassung, der Innovationsfonds werde überhaupt keine relevanten Auswirkungen haben bzw. Innovationen sogar verhindern.
Natürlich wurde auch in diesem Jahr wieder ein Blick über die Landesgrenze geworfen. So begrüßte der BMC Prof. Dr. Ran Balicer von dem größten israelischen Krankenversicherer Clalit Health Services, Dr. Juan Tello von der Weltgesundheitsorganisation, und Prof. Dr. Rafael Bengoa, ehemaliger Gesundheitsminister der baskischen Regierung.
„Der große Ansturm auf den Kongress und die intensiven Diskussionen zeigen uns, dass wir mit dem Kongressmotto Patientenorientierung ein zentrales Thema aufgegriffen haben. Jetzt gilt es, diese gewonnenen Erkenntnisse auch in die Praxis umzusetzen“, so Prof. Dr. Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender des BMC.
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