Innovative Versorgungskonzepte für psychische Erkrankungen sind Thema bei BMC-Fachtag
Die Bedeutung psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft steigt stetig an. In allen Regionen, Sozialschichten und Altersgruppen kämpfen Patienten um ihr seelisches Wohlbefinden. Die Leistungserbringer stehen gleichzeitig vor der Frage, wie eine qualitativ hochwertige und zeitnahe Versorgung aussehen kann. Der BMC lud aus diesem Anlass Vertreter aller Bereiche des Gesundheitswesens zur Fachtagung „Innovative Versorgungskonzepte für psychische Erkrankungen“ am 11.10.2017 nach Berlin ein.
Im Rahmen eines Lunch-Talks, der den Auftakt zur Fachtagung gab, zeigten Sabrina Kühn (Servier Deutschland GmbH) und Christiane Heidrich (LM+ Leistungsmanagement GmbH) an einem Beispiel, wie „Schnelle und verfügbare Hilfe bei Depressionen“ konkret aussehen kann.
Unstrittig ist mittlerweile, dass Online-Angebote Sinn machen: Zum einen können sie der Überbrückung von Wartezeiten bis zum Therapiebeginn dienen und eine bessere Erreichbarkeit immobiler Versicherter erzielen. Darüber hinaus können sie als sinnvolle Begleitung oder zur Nachbetreuung im Anschluss an eine konventionelle Psychotherapie eingesetzt werden. Unter Umständen erreicht man mit einer Online-Therapie sogar Patienten, die ursprünglich Vorbehalte gegenüber einer Therapie hatten.
Diese Brückenfunktionen griff Prof. Dr. Christiane Knaevelsrud, Professorin für Klinisch-Psychologische Intervention an der Freie Universität Berlin, in ihrem wohlfundierten und engagierten Impulsvortrag auf und ging insbesondere auf die Wirksamkeit von Online-Interventionen ein: Online-Interventionen eignen sich für ein breites Störungsspektrum und unterscheiden sich in der Wirksamkeit nicht signifikant von konventionellen Therapien. Kombinationen beider Methoden erhöhen gar die Wirksamkeit
In zwei Parallelforen diskutierten Experten nach Impulsvorträgen mit den Teilnehmern über den Status quo der Zusammenarbeit der Berufsgruppen in der Primärversorgung psychischer Erkrankungen sowie über innovative Projekte zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Dabei zeigte sich in beiden Foren (!) wieder einmal ein deutlicher Nachholbedarf auf Seiten von Politik und Gremien in Bezug auf die Regularien für innovative Versorgungsansätze. Prof. Dr. Martin Härter und Prof. Dr. Martin Lambert vom UKE Hamburg präsentierten hervorragend evaluierte und langjährige Unterstützungsangebote für psychisch Kranke, die aber noch immer nicht Bestandteil der Regelversorgung geworden sind. Startups wie TelePsy oder Selfapy demonstrierten innovative ergänzende Versorgungsmodule, die von den Patienten schon sehr gut angenommen werden. Flankiert wurde diese innovative Diskussion von einer erkennbaren Bereitschaft auf Verbandsseite, derartige Modelle breiter zugänglich zu machen.
Schlussendlich bleibt festzuhalten: Konzepte und Evaluationsbelege sind durchaus vorhanden, aber der Weg zum breiten Einsatz gleicht noch immer einem Hürdenmarathon.
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