Fachtagung deckt Chancen und Hürden der intersektoralen Versorgung auf und beleuchtet Best Practice Ansätze

Intersektoral, sektorenübergreifend, integrierte Versorgung – viele Begriffe und Ansätze, aber bisher nur eine begrenzt flächendeckende Wirkung. Aktuelle Chancen und Hürden der intersektoralen Versorgung und Best Practice Ansätze diskutierten rund 120 Gäste auf Einladung des BMC bei einer Fachtagung im April.

Im Fokus der Auftaktdiskussion standen die Hemmnisse für eine verbreitete intersektorale Versorgung. Dr. Regina Klakow-Franck (G-BA) und Prof. Dr. Graf von der Schulenburg (Universität Hannover) waren sich unter Moderation von Dr. Albrecht Kloepfer (Büro für gesundheitspolitische Kommunikation) einig, dass ein Dilemma die Diskussion beherrscht: Einerseits ist die Bereitschaft, Mauern zwischen den Sektorengrenzen zu überwinden, gesunken – aufgrund fehlender Anreize und wenig Veränderungswillen auf Seiten der Selbstverwaltung. Andererseits sind diejenigen, die von intersektoralen Strukturen profitieren – die Patienten – nicht an der Diskussion und der Entwicklung von möglichen Lösungsansätzen beteiligt.

Wie es aktuell wirklich um intersektorale Versorgung steht, bewerteten die Teilnehmer der Veranstaltung anschließend in einer interaktiven Umfrage. Eine Frage zielte auf die im Koalitionsvertrag zur Weiterentwicklung der intersektoralen Versorgung festgesetzte Einrichtung einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe mit konkreten Arbeitsschwerpunkten ab. Das anwesende Fachpublikum wurde im Rahmen der Umfrage unter Moderation von Dr. Ursula Hahn (OcuNet Verbund) und Prof. Roger Jaeckel (Baxter Deutschland GmbH) gebeten, die vorgegebenen sieben Arbeitsschwerpunkte auf einer Skala von 1 (unwichtig) bis 3 (wichtig) zu priorisieren.

Die Ergebnisse dieser Befragung förderten einige überraschende Erkenntnisse zutage. Die „Kooperation der Gesundheitsberufe“ (28 von 48 Stimmen) wurde vor „Honorierung“ und „Qualitätssicherung“ (jeweils 25 von 48 Stimmen) als besonders wichtig gewertet. Den geringsten Handlungsbedarf sahen die Tagungsteilnehmer bei den Themenkomplexen „Zulassung“ (18 von 48 Stimmen) und „Kodierung“ (19 von 48 Stimmen). Im Mittelfeld rangierten die beiden Handlungsfelder „Bedarfsplanung“ mit 23 bzw. „Dokumentation“ mit 22 abgegebenen Stimmen.

Die BMC-Arbeitsgruppe „Intersektorale Versorgung“ wird sich in den kommenden Jahren den bisherigen Umsetzungshürden widmen und mit konstruktiven Vorschlägen aktiv dieses gesundheits- und versorgungspolitisch wichtige Anliegen aus fachlicher Perspektive begleiten.

Nach einer Mittagspause standen vier Leuchtturmprojekte der intersektoralen Versorgung, unter anderem zu den Themen Hybrid-DRGs und Tumorboards, auf der Agenda. In der Abschlussrunde diskutierten Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg, des AOK-Bundesverbandes und des Universitätsklinikums Frankfurt über die Hürden und Chancen der intersektoralen Versorgung.