Gesundheitsregionen als Heilmittel gegen Unterversorgung?

Die medizinische Versorgung in strukturschwachen Regionen durchzieht die gesundheitspolitische Diskussion seit vielen Jahren. Mit Dr. Harald Terpe (MdB, Bündnis 90/Die Grünen) konnte der BMC für sein Hintergrundgespräch am 6. September 2016 nicht nur einen Gesundheitspolitiker mit Wahlkreis in einem betroffenen Bundesland gewinnen, sondern auch praxisnah mit dem Rostocker Mediziner diskutieren.

Um den bekannten Problemen wie Überalterung der Bevölkerung und Facharztmangel zu begegnen, erfordere es laut Dr. Terpe eine neue, regional verankerte, Sichtweise auf Versorgung.Mit den in den zu definierenden Regionen vorhandenen Gesundheitseinrichtungen sollten sektorenübergreifende Strukturen geschaffen werden, die nicht an den Landkreisgrenzen enden müssen, sondern sich an den Versorgungsrealitäten orientieren. Nach dem Beispiel des Gesundheitsbezirks Reutlingen-Tübingen-Zollernalb sollten sich Kommunen mit regionalen Krankenkassen zusammenschließen, um sich der Versorgungssituation in ihrer Region anzunehmen. Auch gilt es, aus Fehlern, die bei der Integrierten Versorgung gemacht wurden, zu lernen. So müssen von Projektbeginn an Managementkompetenzen und Evaluationszyklen integriert werden, um die Übertragbarkeit auf andere Regionen zu ermöglichen.

Die Debatte, ob Kommunen als Gründer der Gesundheitsregion fungieren können und wo der Sicherstellungsauftrag verortet sein solle, zeigt, dass dieser Ansatz noch für reichlich Diskussionsstoff sorgen wird. Doch gerade die schwachversorgten Regionen sieht Terpe in der Rolle der Innovationstreiber, die durch ihren unmittelbaren Handlungsdruck innovativen Versorgungsmodellen gegenüber aufgeschlossen seien.