Methodische Herausforderungen bei der Bewertung von DiGA – Dr. Matthias Arnold im Interview

Dr. Matthias Arnold (inav) gibt Ausblick auf seinen Vortrag im Rahmen der Online-Session „Methodische Herausforderungen bei der Bewertung von DiGA“ beim BMC-Kongress 2022

Was sind die größten methodischen Herausforderungen bei der Bewertung von DiGA?

Dr. Matthias Arnold: Eine große Herausforderung ist die Beurteilung von DiGA, die nicht in einen Versorgungspfad eingebettet ist, also solitär zum Einsatz kommt. Viele DiGA, aktuell v.a. im psychotherapeutischen Bereich, kommen bei Patientinnen und Patienten zum Einsatz, ohne zwangsläufig in die ärztliche Intervention eingebettet zu sein. Das funktioniert auch sehr gut und ist gerade zur Wartezeitenüberbrückung nötig und sinnvoll. Dieser Bereich wird jedoch bald erschöpft sein, so dass wir das Konzept weiterdenken müssen. Dies betrifft auch viele weitere Indikationen. Denn vor allem DiGA für chronische Erkrankungen, z. B. Hypertonie, KHK oder Diabetes, müssen darauf ausgelegt werden, im gesamten Versorgungsablauf integriert zu sein. Sie können ihre Wirkung erst als integraler Bestandteil des Versorgungskonzeptes entfalten. Wir dürfen DiGA also nicht länger als Add-on sehen, sondern vielmehr als eine digitale Komponente, die den kompletten Versorgungspfad anreichert und idealerweise effizienter macht.

Wie können wir hier aufholen?

Dr. Matthias Arnold: Indem wir verstärkt in Blended-Care-Ansätzen denken und die gesamte Versorgung als ein Konzept sehen. So wie es auch im englischen Gesundheitssystem geschieht. Dort sind die AkteurInnen der Versorgung und die benötigten Informationen ausgesprochen gut vernetzt. Aktuell existiert bei uns eine sehr risikoaverse Einstellung zum Thema Datenschutz, durch die wir uns solches Potenzial verbauen. Sobald die ersten Implementationen der ePA realisiert werden und auch einen sichtbaren Mehrwert generieren, gelingt es uns sicher, Digitalisierung als elementaren Bestandteil erlebbar zu machen und weiterzudenken.

Welche Diskussion wird innerhalb der Kongress-Session sicher spannend?

Dr. Matthias Arnold: Die Konstellation verspricht eine interessante Diskussion über die nächsten Schritte im Bereich DiGA. Zum einen aus Sicht der KlinikerInnen, die einen sehr guten praxisbezogenen Blick auf die Potenziale von Digitalisierung haben. Zum anderen aus Perspektive des BfArM, welche Möglichkeiten aktuell bereits vorhanden sind, an welcher Stelle das DiGA-Konzept noch ausbaufähig ist und wo möglicherweise noch ungenutzte Optionen bestehen. Es gilt, noch viel stärker das Potenzial zu heben und ich freue mich, in dieser Runde zu diskutieren, was sich in den kommenden zwei bis drei Jahren unmittelbar umsetzen lässt und wo insbesondere innovative Evaluationsmodelle dabei wesentliche Bedeutung haben.

Mehr zu den methodischen Herausforderungen bei der Bewertung von DiGA am 19. Mai auf dem BMC-Kongress: