Register versprechen bessere Gesundheitsversorgung

Teilnehmer der Studienreise erhalten Einblick in das schwedische Qualitätsregister SRQ

Am 10. und 11. September war es wieder soweit: Der BMC begab sich mit einer Delegation aus 23 Gesundheits-akteuren auf die Reise, um ein neues Gesundheitssystem kennenzulernen. Da Schweden in verschiedensten Bereichen als Vorzeigeland betrachtet wird, wollten wir heraus-finden, ob dies auch auf die Gesundheitsversorgung zutrifft.

Tina Lidén Mascher und Frederik Westander gaben uns zu Beginn der Reise einen kurzen Einblick in den Aufbau des schwedischen Gesundheitswesens und die Arbeit der Swedish Association of Local Authorities and Regions (SALAR). Die Verantwortung für die Gesundheit und die medizinische Versorgung wird in Schweden zwischen der Zentralregierung, den 20 Kreisverwaltungen sowie den 290 Gemeinden aufgeteilt. Die Kreisverwaltungen stellen dabei die medizinische Versorgung sicher, während die Gemeinden die sozialen Dienste, wie z. B. die Altenpflege, bereitstellen. Die Rolle der Zentralregierung ist es, Rahmenbedingungen sowie die politische Agenda festzulegen. Dies erfolgt u. a. durch die Zusammenarbeit mit SALAR, der Dachorganisation der Kreisverwaltungen und Kommunen. Während des Treffens wurde ebenso diskutiert, welche Rolle die nationalen Qualitätsregister haben und wie dadurch Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung verglichen und gemessen werden können.

Möglichkeit der Datenübertragung verbessert individuelle Gesundheitsversorgung

Da Schweden immer wieder mit der umfangreichen Sammlung von Registerdaten auf sich aufmerksam macht, war es naheliegend, sich so ein Register auf unserer Reise genauer zu betrachten. Dr. Sofia Ernestam, Swedish Rheumatology Quality Register Senior Consultant beim Karolinska Institut, stellte uns das Qualitätsregister SRQ vor, in dem Daten von 84 Prozent aller Patienten gesammelt werden, die an rheumatoider Arthritis leiden. An das Register angegliedert ist das Programm 4D, das gemeinsam vom Karolinska Institut und vom Stockholm County Council betrieben wird. Darin werden Patientenakten E-Health-Konten, Self-Assessments, Qualitätsregister und Biobanken miteinander verknüpft. Interessant war dabei vor allem das Self-Assesment des Patienten. In einem Video demonstrierte Dr. Ernestam, wie Arthritis-Patienten ganz bequem mithilfe eines Tablet-PC schmerzhafte Gelenke auf einem visualisierten Skelett markieren können. Durch diese verbesserte Möglichkeit, Daten zu übertragen, kann neues Wissen generiert und die individuelle Gesundheitsversorgung verbessert werden. Das Programm wurde für die Krankheiten Arthritis, Brustkrebs, Diabetes Typ 2 und Herzversagen entwickelt. Weitere Informationen zu dem Programm 4D finden Sie hier: https://internwebben.ki.se/en/programme-4d

Private Pflege entspricht hohen Qualitätsstandards

In Schweden ist es mittlerweile üblich, dass die Kreisverwaltungen Dienste von privaten Gesundheitsdienstleistern in Anspruch nehmen. Wie so ein privater Dienstleister aussieht, haben wir uns bei der Altenpflegeeinrichtung HUMANA angeschaut. HUMANA ist eines der führenden privaten Care-Unternehmen in Skandinavien mit rund  14.000 Mitarbeitern in Norwegen und Schweden. Eva Nilsson Bagenholm, Qualitätsbeauftragte bei Humana, stellte dar, dass Altenpflege und Privatfinanzierung sehr wohl zusammen passen und überzeugte somit auch anfängliche Skeptiker. HUMANA verfügt über große Ressourcen, mit denen sich wiederrum eine hohe Qualität zu angemessen Kosten erbringen lässt. Die Gewinne, die Humana erwirtschaftet, werden reinvestiert, sodass  die langfristige Sicherstellung von Pflegedienstleistungen gegeben ist.

Ärzte haben mehr Zeit für ihre Patienten

Neben dem Besuch beim Karolinska Institut, dem Gesundheitsministerium und dem Treffen mit einigen Start-ups, stand außerdem der Besuch eines Primary Care Centers in Gustavsberg auf dem Programm. Gustavsberg ist eine Ortschaft mit ca. 11.000 Einwohnern östlich von Stockholm. Dort wurde vor allem die hohe Verantwortung deutlich, die das pflegerische Personal trägt. Die Pflegekräfte haben die Befugnis, Diagnosen zu stellen und Patienten zu behandeln. Nur bei Bedarf wird der Patient an einen Arzt weitervermittelt. Dies wirkt sich auch auf die Fallzahlen der Ärzte aus: Ein schwedischer Arzt sieht pro Tag durchschnittlich 13 Patienten. Entsprechend mehr Zeit hat er jeden einzelnen Patienten zu behandeln.

Delegation_Studienreise_Stockholm

Fotos zur Studienreise finden Sie hier: https://goo.gl/photos/P79Basb6W8xVCgb79