BMC Transformers 2023/2024 – Ein Rückblick der Teilnehmenden

Das Young Professionals Programm startete im September 2023 mit einem vielversprechenden Kick-Off in Berlin. Insgesamt nahmen 18 engagierte BMC Transformers teil, die aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens stammen. Bis Ende Januar 2024 stehen Netzwerken und intensiver Austausch im Fokus, begleitet von Expertenvorträgen und lebhaften Diskussionen zu zukunftsweisenden Themen wie der Digitalen Transformation des Gesundheitswesens, Gesundheitsberufen, Value-based Healthcare und Innovationen. Dabei leitete uns stets die Frage: „Was ändern wir ab morgen?“

Zusätzlich begleitete uns über die gesamte Zeit ein Anwendungsfall rund um eine strukturschwache Region, der es ermöglichte, die diskutierten Themen praxisnah auf konkrete Herausforderungen dieser Region anzuwenden.

In den folgenden 5 Punkten wollen wir die für uns relevantesten Konzepte und Ideen zusammenfassen und weiterverbreiten.

1. Partizipation ist der Schlüssel zu einer bedarfsorientierten Systemgestaltung der Zukunft:
Das Wissen, das jede:r Einzelne als Expert:in ihrer/seiner Lebenswelt einzubringen hat, sollte genutzt werden, um die Gesundheitsversorgung von morgen konsequent an den Bedürfnissen der Patient:innen auszurichten. Dialogische Formate, wie sie beispielsweise im Rahmen der Neustart!-Kampagne der Robert Bosch Stiftung umgesetzt wurden, können als Blaupause für mehr Beteiligung dienen.

2. Bestehende Strukturen nutzen und fördern:
Niederschwellige, teils mobile Angebote stellen elementare Bestandteile der Versorgung in strukturschwachen Regionen dar. Hierfür sollten bestehende kommunale und private Strukturen (beispielsweise Vereine, Schulen, Supermärkte,…) involviert, ggf. gefördert und zielgruppenorientiert erweitert werden. Eine zentrale Vernetzung z.B. durch “link worker” und eine Kollaboration der lokalen Akteure unterstützen die Implementierung in die Kommune.

3. Neue Gesundheitsberufe – Schlüsselrolle bei der Verbesserung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung und Gesundheitskompetenz:
Neue Gesundheitsberufe wie Healthcare Manager, Patientenlotsen, CHN (community health nurse) oder Care Coordinators. Durch umfassende Bedarfsanalysen und direktes Engagement mit der Gemeinschaft identifizieren sie spezifische Gesundheitsbedürfnisse und Ressourcen sowie Präventionspotenziale. Der Aufbau von Partnerschaften mit lokalen Einrichtungen, Regierungsbehörden und NGOs ist entscheidend, während kontinuierliche Schulungen und Kapazitätsaufbau für aktuelle Kenntnisse und Fähigkeiten sorgen. Die Integration von Technologie wie Telemedizin und elektronischen Gesundheitsakten verbessert die Effizienz, während eine kontinuierliche Bewertung und Anpassung, basierend auf Feedback von Patient:innen, die Qualität der Dienstleistungen sicherstellt. Insgesamt erfordert die effektive Nutzung dieser Fachkräfte in versorgungsschwachen Regionen eine koordinierte Herangehensweise aller relevanten Stakeholder für den Aufbau einer nachhaltigen Gesundheitsinfrastruktur.

4. Gemeinsame Verantwortung für das Erreichen von positiven Gesundheitszielen
Datenbasiert werden spezifische (regionale) Versorgungsfälle identifiziert und definiert, wer beteiligt sein soll und welche Handlungsfelder (präventiv und kurativ) es gibt, um Gesundheitsoutcomes zu verbessern. Die zu messenden Outcomes werden dabei individuell für jeden Versorgungsfall festgelegt. Die betroffenen Akteure des Gesundheitssystems und Gemeinschaftsorganisationen (z.B. Schulen, Vereine) bilden ein Netzwerk, das gemeinsam die Verantwortung für die Verbesserung der Outcomes übernimmt. Die finanzielle Vergütung bei erreichten Outcomes wird auf die Beteiligten verteilt und integriert sich in die allgemeine Vergütung von Leistungserbringenden. Eine zentrale Stelle koordiniert die Versorgungsfälle, erfasst Qualitätsdaten und koordiniert Evaluation und Vergütung.

Grundlage sind strukturierte, standardisierte Systeme zur Datenerfassung und zum Datenaustausch, um die Zusammenarbeit und kontinuierliche Evaluation zu ermöglichen, sowie Ressourcen für die langfristige Nachverfolgung. Bei der Festlegung der Outcomes, ihrer Bewertung und der Vergütung müssen regionale Unterschiede in der Risikoverteilung berücksichtigt werden. Ein populationsbasierter Ansatz zur Vergütung auf Netzwerk- oder Regionsbasis kann dazu beitragen, die Benachteiligung von Patient:innen mit geringerem Verbesserungspotenzial auszuschließen. Auch muss durch die Auswahl der Outcomes sichergestellt werden, dass keine Fehlanreize entstehen, z.B., dass teure, nebenwirkungsreichere Medikation zu besseren Ergebnissen führen, als Lifestyle Changes oder Prävention.

Durch den gemeinsamen Fokus auf Gesundheitsziele soll das Versorgungsystem optimiert und die bevölkerungsweite Gesundheit gesteigert werden.

5. Digitalisierung konsequent in der Region gedacht → Möglichkeiten nutzen, Versorgungslücken schließen!
Evidence-based healthcare durch Nutzung von Daten via Gesundheitsberichterstattung der jeweiligen Kommunen zum Gesundheitsstatus der Bevölkerung. Darauf aufbauend werden zugeschnittene digitale Präventionsmaßnahmen zielgruppenspezifisch umgesetzt. Die Krankenkassen unterstützen mittels KI-Datenanalysen bei der individuellen Präventionsversorgung via ePA. Eine Netzwerkplattform von interdisziplinären Gesundheitsberufen bietet die Möglichkeit, Interventionen telemedizinisch, App-gestützt und vor Ort in Anspruch zu nehmen. Besonders in ländlichen Gebieten können digitale Angebote die Versorgung in der Fläche gewährleisten. Dabei ist es zentral, die digitale (gesundheits-) Kompetenz gezielt zu fördern, bspw. durch assistierte niedrigschwellige Unterstützungsstrukturen. Letztendlich liegt die Entscheidung, digitale Angebote zu nutzen bei den Bürger:innen bzw. Patient:innen mit dem Ziel Chancengleichheit zu gewährleisten und zeitlich personelle Ressourcen frei zu machen, für diejenigen, die digitale Angebote nicht nutzen können.

Das Young Professionals-Programm war eine Reise voller Erkenntnisse, Diskussionen und intensivem Austausch.

Von der Bedeutung der Partizipation für eine bedarfsorientierte Systemgestaltung bis hin zur konsequenten Nutzung von Digitalisierung, um Versorgungslücken zu schließen – unsere Erkenntnisse und Empfehlungen sind eng miteinander verbunden und bieten wertvolle Ansätze für die Gestaltung einer zukunftsweisenden Gesundheitsversorgung.

Wir sind fest davon überzeugt, dass durch gemeinsame Anstrengungen und eine koordinierte Herangehensweise aller relevanten Stakeholder eine nachhaltige Gesundheitsinfrastruktur aufgebaut werden kann. Unsere Vision einer Gesundheitsversorgung, die auf den Bedürfnissen der Patient:innen basiert und durch innovative Ansätze wie Value-Based Care und Digitalisierung vorangetrieben wird, motiviert uns, unsere Erkenntnisse weiterzutragen und gemeinsam an einer besseren Zukunft des Gesundheitswesens zu arbeiten.

Wir möchten uns bei allen Teilnehmenden, Mentor:innen und Unterstützer:innen bedanken, die zu diesem inspirierenden Programm beigetragen haben. Unsere Reise mag vorerst enden, aber unsere Arbeit, die Zukunft des Gesundheitswesens zu gestalten, setzt sich fort. Wir laden Sie herzlich ein, Teil dieser Bewegung zu sein und gemeinsam für eine verbesserte Gesundheitsversorgung einzutreten.

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