BMC-Kongress fördert Vernetzung und Zusammenarbeit – Ein Rückblick auf den BMC-Kongress 2023

Nach drei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen fand der BMC-Kongress 2023 erstmals wieder in gewohnter Atmosphäre und mit vielen neuen Formaten im Berliner Langenbeck-Virchow-Haus statt. Entsprechend groß war die Resonanz. Über 600 Teilnehmende nutzten die Gelegenheit zum Austausch mit Akteuren aus allen Bereichen des Gesundheitswesens.

Wie wichtig dieser Kontakt untereinander ist, wurde gleich zu Beginn deutlich. Der BMC-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Lutz Hager appellierte an die Teilnehmenden, gemeinsam an Strukturveränderungen zu arbeiten, denn die Transformation der Versorgung gelinge nur im vertrauensvollen Miteinander. Dafür müsse man sich auf eine gemeinsame Richtung verständigen. Niedersachsens frisch gebackener Landesgesundheitsminister Dr. Andreas Philippi nahm den Ball auf und betonte den auch aus seiner Sicht bestehenden Veränderungsbedarf. Jeder Stein im Gesundheitswesen müsse umgedreht werden, um eine bedarfsorientierte, effiziente Versorgung zu erreichen. Eine gute Möglichkeit sei der Aufbau regionaler Gesundheitszentren, die unterschiedliche, passgenaue Lösungen ermöglichen und auch künftig Versorgungssicherheit schaffen würden. Diese bräuchten aber die nötige Flexibilität, um Strukturen vor Ort berücksichtigen zu können.

Ein Highlight des Kongresses war zweifellos der Auftritt von Olajide Williams, Professor für Neurologie an der New Yorker Columbia University und Gründer von „Hip Hop Public Health“. Mit seinem Programm zur Sensibilisierung von Schülern für den Schlaganfall zeigte er nicht nur ein eindrückliches Beispiel dafür, wie vulnerable Zielgruppen durch Musik für Public-Health-Themen gewonnen werden können. Er lieferte zugleich den Sound für zwei vollgepackte Kongresstage. Entscheidend sei, so Williams, soziale Kontextfaktoren bei der Vermittlung von Gesundheitsthemen zu beachten. Dies erfordere eine andere Kommunikation als in Fachkreisen. Risikogruppen gezielt zu erreichen, sei am Ende auch eine Gerechtigkeitsfrage – eine Forderung, auf die auch Prof. Dr. Tanja Krones vom Universitätsspital Zürich einging. Hatte Hager bereits eingeführt, Versorgungsfragen müssten immer auch mit einem ethischen Kompass geklärt werden, ergänzte sie, dass soziale und ökonomische Faktoren Haupttreiber von Gesundheit seien und entsprechend berücksichtigt werden müssten. Gerade dem menschlichen Faktor der Interaktion zwischen Medizin und Patient:innen komme daher besondere Bedeutung zu.

Im weiteren Kongressverlauf stand mehr denn je die Vernetzung im Vordergrund. Ob am Lagerfeuer, im Workshop oder im „Expertisium“ – neue Formate führten zu offenen Diskussionen und unmittelbarem Austausch. Im Fokus standen dabei u. a. Fragen, wie das regionale Umfeld mit der Gesundheitsversorgung verbunden werden kann, wie die digitale Transformation die Versorgung optimiert oder wie eine bessere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Gesundheitsberufe gelingt.

Wohin die politische Reise geht, wurde zum Abschluss des Kongresses deutlich. Michael Weller, Leiter der Abteilung Gesundheitsversorgung, Krankenversicherung im Bundesgesundheitsministerium, stellte fest, dass der Wunsch nach Einzelfallgerechtigkeit die vorhandenen Gesetze zunehmend komplexer gestaltet habe, aber oft am Ziel vorbei gehe. Stattdessen müsse man sich die Frage stellen, welche Bedarfe Patient:innen hätten und wie diese durch alle Gesundheitsberufe bedient werden können. Regionalisierung mit größeren Entscheidungsspielräumen für die Akteure vor Ort sei hier ein sinnvoller Ansatz, der nach bundesweiten Regeln ablaufen müsse. Den Kommunen komme dabei eine initiierende Rolle zu. BKK-Vorstand Franz Knieps und Prof. Dr. Leonie Sundmacher von der TU München forderten von der Politik, den Mut zur Veränderung zu belohnen und das Beharren im Status Quo zu überwinden. Gerade in strukturschwachen Regionen brauche es einen besseren Zugang zu Gesundheitsleistungen. Dies gelinge mit klar zugeschriebenen Verantwortlichkeiten sowie einem regionalen Monitoring, das den Erfolg neuer Lösungen messen müsse – zwei Punkte, die der BMC bei der künftigen Gesetzgebung im Blick behalten wird.

Download: Programm BMC Kongress 2023
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Im kommenden Jahr findet der BMC-Kongress wieder zu gewohnter Zeit im Januar statt. Merken Sie sich den Termin gerne schon vor:

BMC-Kongress 2024: 30./31. Januar 2024