Gute Versorgung braucht Parität: Verbände fordern mehr Chefinnen im Gesundheitswesen

Mit einem Parlamentarischen Abend haben 12 Verbände und Initiativen von weiblichen Führungskräften im Gesundheitswesen darauf aufmerksam gemacht, dass alle Entscheidungsebenen öffentlich-rechtlicher Körperschaften paritätisch besetzt sein müssen, um die Personal- und damit auch die Patient*innenversorgung zu sichern. Zudem brauche es klare Zielvorgaben für alle Gremien, die Entscheidungen für gesetzlich und privat Krankenversicherte treffen.

Sie erheben ihre Stimme und treten gemeinsam für Veränderungen ein: Frauen- und Branchenverbände sowie Initiativen im Gesundheitswesen haben am Dienstagabend in der Hauptstadt mit namhaften Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft dringend nötige politische Weichenstellungen diskutiert, um Diversität und weibliche Perspektiven in Vorständen und Gremien des Gesundheitswesens zu fördern. Zu den Gästen zählten u. a. die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, Sabine Dittmar, sowie Prof. Dr. Mandy Mangler, Chefärztin und Trägerin des Berliner Frauenpreises. Eine echte Kulturveränderung entstehe nur, wenn Frauen gleichberechtigt Einfluss nehmen könnten, so die Verbände in einer anschließenden gemeinsamen Resolution. Sie verweisen auf den Koalitionsvertrag, der die paritätische Beteiligung von Frauen in Führungsgremien des Gesundheitswesens vorsieht.

Verbindliche Quoten, Transparenz und neue Arbeitszeitmodelle

Spiegel-Bestseller-Autorin („Wir sind doch alle längst gleichberechtigt“) Alexandra Zykunov machte als Keynote-Speakerin in der Landesvertretung Saarland gleich zu Beginn des Abends klar: Nicht die Frauen müssten sich ändern, um in Führungspositionen zu gelangen, „sondern das System, in dem diese Frauen leben“. Eine Frauenquote brauche es, nicht um Frauen zu bevorzugen, „sondern um die seit Jahrzehnten und Jahrhunderten existierende Bevorzugung von Männern ausgleichen zu können“. Die anschließende Paneldiskussion benannte wesentliche Hebel für den überfälligen Ausgleich. „Für einen nachhaltigen Wandel der Führungs- und Entscheidungskultur benötigen wir Politik, Unternehmen und Organisationen des Gesundheitswesens gleichermaßen“, so Saskia Weishaupt, MdB (Bündnis 90/Die Grünen). „Verbindliche Quoten und Transparenz sind wichtig, um progressive Entwicklungen ernsthaft anzustoßen, genauso wie neue Arbeitsmodelle, damit Frauen, die leider immer noch hauptsächlich für die Sorgearbeit verantwortlich sind, die Vorstandsarbeit auch mit der Familie vereinbaren können.“

 „Wir im Top-Management müssen Verantwortung übernehmen und Fakten schaffen“

Nicht nur die Politik, auch Unternehmen und Organisationen sehen sich in der Verantwortung, den Weg für Frauen in Führungspositionen zu ebnen, wie die Diskussion zeigte: „Diversität – und damit auch Förderung von Frauen – ist Führungsaufgabe. Deshalb sollten wir Diversität und Inklusion fördern und immer wieder hinterfragen, ob wir genug dafür tun“, so Chantal Friebertshäuser, Senior Vice President und Geschäftsführerin MSD Deutschland. Das gelte für Unternehmen genauso wie für die Politik. Auch für Simone Schwering, Vorstandsmitglied der gesetzlichen Krankenkasse BARMER, ist Frauenförderung eine Führungsaufgabe: „Es ist unser Job, Vorbild zu sein. Wir im Top-Management müssen Verantwortung übernehmen und Fakten schaffen. Unsere Aufgabe ist es, Gleichstellung zur Selbstverständlichkeit zu machen.“ Ihre Kollegin Dr. Ute Wiedemann, Vorstandsmitglied der DAK-Gesundheit, ergänzte: „Mit einem Anteil von 75 Prozent sind Frauen das Fundament im deutschen Gesundheitswesen. Ich setze mich für einen Kulturwandel ein, damit Frauen mit ihrem Wissen, ihrer Energie und Strahlkraft zu Leuchttürmen werden, die Orientierung geben. Deshalb müssen Frauen für Top-Positionen gezielt vorbereitet und gefördert werden, um die überfällige Ausgewogenheit zwischen Basis und Führung zeitnah zu erreichen.“

Politik beim Wort nehmen – Jetzt handeln für Gesundheit und Pflege

Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V., verwies darauf, dass neben der Stärkung von weiblichen Führungsrollen auch die Pflege zwingend gestärkt werden müsse, um das Gesundheitswesen zukunftsfähig zu machen. „Während traditionell männerdominierte Berufe im Bereich der Medizin und Pharmazie ihren festen Platz im Selbstverwaltungssystem Gesundheit besitzen, werden den Pflegenden als klassischer Frauenberuf Mitbestimmung durch fehlende Gesetze politisch verweigert und akademische Bildungswege seit Jahrzehnten vorenthalten“, so Vogler. „Im Jahr 2022 unerträglich!“ Sabine Dittmar, MdB (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, hatte bereits in ihrem Grußwort signalisiert, dass die Bundesregierung die Missstände erkannt hat: „Es ist weiterhin notwendig, die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen der Krankenkassen, in ihren Verbänden, Organisationen der Ärzte- und Zahnärzteschaft und weiteren Organisationen der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen voranzutreiben. Das ist ein Ziel, das auch das Bundesgesundheitsministerium kontinuierlich verfolgt“, so Dittmar. Die Führungsfrauen aus verschiedenen Sektoren des Gesundheitswesens zeigten an diesem Abend vereinte Entschlossenheit, die Politik beim Wort zu nehmen.

#ParitätJetzt

#ChefinnenGesundheit

Ansprechpartnerinnen für die Presse:

Johanna Nüsken, Geschäftsführerin BMC
Tel. 0160/96956273, E-Mail: nuesken@bmcev.de

Cornelia Wanke, HCF-Vorstand und Vorstand Spitzenfrauen Gesundheit
Tel. 0171/215 89 54, E-Mail: cornelia.wanke@healthcare-frauen.de

Hier finden Sie die aktuelle Resolution der Verbände:
Resolution Mehr Chefinnen Im Gesundheitswesen
Size : 553.3 kB Format : PDF

 

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