Patientenlotsen sind reif für die Regelversorgung
Rund 150 Teilnehmende diskutieren in Berlin beim Tag der Patientenlotsen zur Unterstützung von Menschen mit komplexen Versorgungslage.
Am heute in Berlin stattfindenden „Tag der Patientenlotsen“ rufen die Veranstalter dazu auf, Lotsen zügig in der Regelversorgung zu verankern. Zahlreiche Modellprojekte berichten von ihren umfassenden Erfahrungen mit Patientenlotsen, die nun allen Versicherten in Deutschland zur Verfügung stehen sollen. Dafür muss die Bundesregierung ihre im Koalitionsvertrag formulierte Ankündigung umsetzen, Patientenlotsen regelhaft zu etablieren.
Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Gesundheitswesen kommen heute im Berliner Spreespeicher zusammen, um sich dem Thema Patientenlotsen zu widmen. Politische Impulse zur Diskussion kommen vom Patientenbeauftragten der Bundesregierung Stefan Schwartze, MdB, und Linda Heitmann, MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss. Etablierte Lotsenprojekte aus den Indikationen Neuromuskuläre Erkrankungen, Schlaganfall und Demenz geben Einblick in ihre Projektpraxis. Mehr als 15 Projekte präsentieren sich vor Ort. Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, Krankenkassen, medizinischer Versorgung, Politik und Selbsthilfe diskutieren an diesem Tag die Potenziale, die die neue Versorgungsform für das deutsche Gesundheitswesen bietet.
„Die Erfahrungen der verschiedenen Lotsenmodelle verdeutlichen sehr eindrücklich, dass es an der Zeit bzw. längst überfällig ist, zu gesetzlichen Regelungen zu kommen“, betont Prof. Dr. Peter Löcherbach, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Case und Care Management. Es ginge doch darum, dass Menschen mit komplexem Versorgungsbedarf einen rechtlichen Anspruch auf eine Wegleitung (Case- und Care-Management) haben sollten. „Da ist eine qualifizierte Person, die informiert, berät, vermittelt und begleitet, die sich um die Dinge, die anstehen und notwendig sind, kümmert und die unterschiedlichen Hilfen aufeinander abstimmt“, fügt Löcherbach an.
Prof. Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Managed Care (BMC), betont die Bedeutung von Lotsen für eine vernetzte regionale Versorgung: „Patientenlotsen kennen die Versorgungsangebote und Strukturen vor Ort über die Grenzen von Sektoren und Sozialleistungsträgern hinweg. Damit heben sie den Schatz, der sich hinter koordinierten, am Patientenpfad ausgerichteten regionalen Versorgungsprozessen verbirgt: Eine vernetzte, teambasierte, patientenorientierte und am Ende kostengünstige Versorgung.“
Mit Blick auf die ersten Ergebnisse des Projektes „Patientenlotsen in Neuromuskulären Zentren“, die auf der Veranstaltung vorgestellt werden, sagt Joachim Sproß, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke: „Die Evaluation sowie die Darstellungen der Projekte zeigen den Benefit für alle Beteiligten im Versorgungssystem – die Unterstützung des Patienten, Effizienz bei den Behandelnden und auch Wirtschaftlichkeit beim Kostenträger.“
Der heutige Tag zeige eindringlich, dass mit der Vielzahl der Projekte die Implementierung von Lotsen inzwischen erfolgreich erprobt sei und das Konzept funktioniere, unterstreicht auch Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: „Erste vielversprechende medizinische und gesundheitsökonomische Ergebnisse liegen vor und weitere werden noch folgen. Das Wichtigste aber, die Akzeptanz der Betroffenen ist immens“, so Brinkmeier. Es brauche nun den Willen der Politik den Weg in die Regelversorgung zu bereiten.
Der Tag der Patientenlotsen ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Bundesverbands Managed Care e. V., der Deutschen Gesellschaft für Case und Care Management, der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Er findet 2022 erstmals in Berlin statt und verknüpft die deutschlandweit über 45 Patientenlotsenprojekte miteinander, die in unterschiedlichen Indikationen mehr 75.000 Menschen mit komplexen Lebenslagen unterstützen.
Über den BMC
Der Bundesverband Managed Care e.V. (BMC) ist ein pluralistischer Verband, der sich für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems im Sinne einer zukunftsfähigen, qualitätsgesicherten und patientenorientierten Versorgung einsetzt. Die über 230 Mitglieder des BMC repräsentieren nahezu die gesamte Bandbreite der Akteure im Gesundheitswesen. Mehr Informationen über den BMC finden Sie unter www.bmcev.de/
Über die Deutsche Gesellschaft für Care und Case Management
Die Deutsche Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC) fördert die Anwendung und Entwicklung von Care und Case Management im Sozial- und Gesundheitswesen, in der Pflege, im Versicherungswesen und in der Beschäftigungsförderung. Mehr Informationen über die DGCC finden Sie unter www.dgcc.de
Über die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke
Die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) ist die größte und älteste deutsche Selbsthilfeorganisation für Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen.
Mehr Informationen zur DGM finden Sie unter: www.dgm.org
Über die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Die Schlaganfall-Hilfe ist eine fördernde und helfende Stiftung und gestaltet gleichzeitig aktiv die Struktur des Gesundheitswesens mit. Seit 1993 setzt sich die Schlaganfall-Hilfe für Aufklärung und die Verbesserung der Versorgungssituation von Schlaganfall-Betroffenen ein und bietet Betroffenen Rat und Hilfe. Mehr Informationen über die Schlaganfall-Hilfe finden Sie unter: www.schlaganfall-hilfe.de
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