Digital Health braucht Nutzenerlebnisse für alle Akteure – Ergebnisse des BMC-Innovationspanels 2020 veröffentlicht

Höhere Versorgungsqualität, auf Dauer niedrigere Kosten und eine bessere Patientenorientierung – das erwarten die im Rahmen des BMC-Innovationspanels befragten ExpertInnen des Gesundheitswesens von der Digitalisierung der Versorgung. Die Ergebnisse zeigen aber auch: Längst nicht alle Akteure sind schon überzeugt und finanzielle Anreize wirken nur in einigen Fällen.

Erstmals hat der BMC mit dem Innovationspanel den Digitalisierungsfortschritt im Gesundheitswesen untersucht und weiteren Handlungsbedarf analysiert. Die Einblicke von mehr als 500 Beschäftigten im Gesundheitswesen bieten Leitplanken für die politische Gestaltung, mit denen die positiven Reformansätze der vergangenen Jahre fortgeführt werden müssen.

Dazu erklärt BMC-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Volker Amelung: „Dass Digital Health bislang hinter seinem Potenzial zurückbleibt, ist bekannt. Aber wo genau bestehen Bedenken bei den Akteuren und welche Hürden müssen wir überwinden, um die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung sinnvoll zu etablieren? Dafür gibt das BMC-Innovationspanel wichtige Erkenntnisse.“ So fehlt es vielen Beteiligten an einem unmittelbaren und konkreten Nutzenerlebnis, obwohl sie der Digitalisierung abstrakt viele positive Effekte zusprechen. Ein zentrales Dilemma besteht darin, dass diejenigen, die wohl am meisten von Digital Health profitieren, bislang nicht als Treiber in diesem Veränderungsprozess wahrgenommen werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Befragung war die Zahlungs- bzw. Nutzungsbereitschaft der Beteiligten für verschiedene Digital Health-Anwendungen.

Die Befragten vertreten die gesamte Bandbreite an Tätigkeitsfeldern im Gesundheitswesen: GKV und PKV, pharmazeutische Industrie, Medizintechnik wie IT- und Digitalunternehmen, ambulante und stationäre Versorgung, Wissenschaft, Selbstverwaltung und Politik sowie Unternehmensberatungen etc. „Nachdem ein Datenpanel beim BMC lange angedacht war, ermöglicht die Pandemie die Umsetzung eines solchen Projekts. Damit ist der Startschuss gelegt für eine jährliche Befragung,“ so Dr. Patricia Ex, Geschäftsführerin des BMC, die das Innovationspanel gemeinsam mit Melina Ledeganck und Malte Behmer in der BMC-Geschäftsstelle umgesetzt hat.

Die wichtigsten Erkenntnisse zum Innovationspanel 2020 im Überblick:

1. Potenziale von Digital Health unumstritten

Die Mehrheit der Experten geht von einer Qualitätssteigerung durch den Einsatz von Digital Health aus. Gleichzeitig rechnen sie nach anfänglichem Investitionsaufwand langfristig mit Kostensenkungen im System. Dabei werden die größten Mehrwerte in der digitalen Interaktion zwischen LeistungserbringerInnen und PatientInnen sowie in der digitalen Datenverwaltung erwartet.

 2. Paradoxes Rollenverständnis der Akteure

Insgesamt besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen den Rollen der Akteure als Treiber und als Profiteure der digitalen Transformation, dies zeigt sich sowohl in der Eigen- als auch in der Fremdwahrnehmung der Akteure. Patienten und Leistungserbringer als größte Profiteure agieren demnach kaum als Treiber, während die vor allem in der Industrie zu findenden Treiber von Digital Health den Nutzen in erster Linie bei anderen Akteuren als bei sich selbst sehen.

3. Leistungserbringer müssen überzeugt werden

Die Ergebnisse zeigen eine hohe Zufriedenheit mit den gesundheitspolitischen Entwicklungen in Deutschland. Die jüngere Gesetzgebung schafft einen geeigneten Handlungsrahmen, um die digitale Transformation voranzubringen. Darüber hinaus bewerten die Akteure je nach Tätigkeitsbereich Herausforderungen im Zusammenhang mit Digital Health unterschiedlich. Die Akzeptanz der LeistungserbringerInnen wird demnach über alle Akteure hinweg als größte Herausforderung gewertet, gefolgt von Hürden im Zusammenhang mit der technischen Infrastruktur sowie die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit.

4. Zahlbereitschaft trotz offensichtlichem Nutzen bei allen Befragten sehr gering

Die Nutzung digitaler Angebote ist für viele Teil des alltäglichen Lebens geworden. Digitale Gesundheitsangebote finden im Gegensatz dazu deutlich weniger Anklang. Dabei zeigt sich, dass die digitale Affinität sowie monetäre Anreize einen Einfluss auf die Nutzung haben können. Trotz offensichtlichem Nutzen ist die persönliche Zahlungsbereitschaft für Gesundheits-Apps selbst bei einem geringen monatlichen Betrag gering. Bei der digitalen Kommunikation mit der Krankenkasse scheint hingegen bereits eine geringe Beitragsrückerstattung, die Akzeptanz dafür zu fördern.

Alle Ergebnisse sowie das vollständige Chartbook zum Download finden Sie >> hier.

Pressemitteilung BMC-Innovationspanel
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