Das richtige Fundament für Public Health legen – BMC sieht Änderungsbedarf beim geplanten Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung
Zu den gestern von Gesundheitsminister Lauterbach vorgestellten Eckpunkten für ein neues „Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM)“ erklärt der BMC-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Lutz Hager:
„Es ist erfreulich, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarte Einrichtung eines Bundesinstitutes für Öffentliche Gesundheit nun durch die Bundesregierung angegangen wird. Nicht erst seit der Pandemie wissen wir, dass fehlende und verzögerte Daten zum Gesundheitszustand der Bevölkerung, mangelnde Abstimmung und Koordination der Behörden und nicht adressatengerechte Kommunikation die bevölkerungsbezogene Prävention beeinträchtigen. Dass mit dem BIPAM nun ein Schwerpunkt auf Datenanalyse und -auswertung, die Entwicklung zielgruppenspezifischer Präventionsmaßnahmen und die Vernetzung von ÖGD, Wissenschaft, Politik und Praxis gelegt wird, ist ein wichtiger Schritt.“
Bei der Organisation des BIPAM begehe die Politik aber schwere Konstruktionsfehler und verpasse so eine Chance, Public Health in Deutschland auf ein solides Fundament zu stellen, so Hager: „Um die Aufgaben zu erfüllen, brauchen wir ein agiles Institut, das Informationen bündelt und als Teamplayer mit den vorhandenen Strukturen Netzwerke baut. Die Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern, dem RKI, dem IQWIG oder Sozialleistungsträgern gelingt nicht aus einer schwerfälligen Bundesbehörde heraus, die weder flexibel aktuelle Fragen aufgreifen kann, noch einen Praxisbezug oder Verbindungen zur Versorgung aufweist.“ Gerade diese brauche es aber, um evidenzbasierte Empfehlungen für die Politik zu entwickeln, die Umsetzung vor Ort zu unterstützen und den Erfolg von Public-Health-Maßnahmen zu verfolgen.
Hager kritisiert zudem die zu enge Ausrichtung des BIPAM: „Der Fokus auf Aufklärung in der Medizin lässt befürchten, dass gesundheitsrelevante Bereiche wie Pflege, Bildung, Ernährung oder Umweltfaktoren – Kernthemen von Public Health – ausgeblendet werden. Damit Prävention erfolgreich ist, brauchen wir ein breites Verständnis von Gesundheit mit allen dafür relevanten Akteuren aus Forschung, Versorgung und Administration, die unter dem Dach eines ‚Deutschen Zentrums für Public Health‘ zusammenkommen.“
Detaillierte Vorschläge für die Architektur und Aufgaben eines solchen Zentrums hat der BMC gemeinsam mit einer Autorengruppe schon vor einigen Monaten in einem Impulspapier vorgelegt: https://www.bmcev.de/wp-content/uploads/Impulse-fuer-ein-Public-Health-Bundesinstitut-final-web.pdf
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