Patientenorientiert, teambasiert, digital – BMC fordert Weiterentwicklung der Versorgung für Menschen mit chronischen Erkrankungen

Disease Management Programme (DMP) haben sich als wichtiger Baustein für die Versorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen etabliert. Patientenzahlen stagnieren jedoch und neue DMP werden nur zögerlich in die Praxis implementiert. Aus BMC-Sicht ist es Zeit für ein umfassendes Update, das Disease Management einerseits als Teamaufgabe definiert und andererseits die Befähigung von Patient:innen im Selbstmanagement ihrer Erkrankung in den Fokus rückt.

Der BMC-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Lutz Hager erklärt dazu: „In einer Gesellschaft des längeren Lebens entscheidet sich die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystems daran, wie die Versorgung auf die Bedarfe von Menschen mit chronischen Erkrankungen ausgerichtet wird. DMP sind dafür ein wirkungsvolles Instrument. Sie zeigen seit Jahren, wie ein koordinierter Prozess die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung verbessern kann.“

DMP blieben bis dato jedoch weit hinter ihren Möglichkeiten zurück, kritisiert Hager: „Der mit dem Digitalgesetz vorgesehene Einstieg in digitale DMP ist ein richtiger Schritt, wird aber allein nicht ausreichen, um die Potenziale von DMP für eine bessere Versorgung zu erschließen. Bisher erreichen wir nicht einmal die Hälfte der Versicherten, die von DMP profitieren können.“

Konkret schlägt Hager zahlreiche Weiterentwicklungen vor, mit denen DMP größere Wirkung entfalten: „Patient:innen müssen aktiver in den Versorgungsprozess eingebunden werden, denn den Großteil der Zeit sind sie mit ihrer Erkrankung auf sich gestellt. Dabei können digitale Tools wie kontinuierliches Monitoring und Videoschulungen helfen. Feedbackschleifen zu Behandlungsfortschritten sind ebenso nötig wie eine stärkere Berücksichtigung des sozialen Umfelds, das bspw. durch Community Health Nurses einbezogen werden könnte.“ Auch bei den Rahmenbedingungen bedürfe es Änderungen: „Um die Implementierung neuer DMP zu beschleunigen, sollten wir auf zügig verhandelbare Rahmenverträge auf Bundesebene setzen, die bei Bedarf um regionale Leistungen ergänzt werden können“, so Hager.

Die vorliegenden Impulse hat der BMC in einem Arbeitsprozess gemeinsam mit relevanten Akteur:innen erstellt, um Hindernisse und Hürden der DMP aufzuzeigen und Möglichkeiten für ihre Weiterentwicklung zu finden. Damit besteht eine Grundlage für ein gemeinsames Verständnis von Nutzen und Qualität in der Versorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen, das einen Transformationsprozess anregen soll. „Unser Ziel ist ein ‚lernendes System‘, das alle Beteiligten mit einbezieht und sich kontinuierlich weiterentwickelt“, erklärt Hager abschließend.

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Hintergrund zu DMP

In Deutschland haben schätzungsweise 40 Prozent der Bevölkerung eine oder mehrere chronische Erkrankungen. 30 Prozent der Bevölkerung leben mit ihrer Erkrankung 20 Jahre oder länger. In den sechs aktuell in der Versorgung implementierten DMP (Asthma bronchiale, Brustkrebs, COPD, Diabetes mellitus Typ 1&2 und koronare Herzkrankheit) sind zusammen ca. 8,5 Mio. Versicherte eingeschrieben. Bei geschätzt über 20,6 Mio. Patient:innen, die in Deutschland unter diesen Erkrankungen leiden, erreichen die DMP jedoch nicht einmal jede zweite Person (41 Prozent) der Zielgruppe.

Eine stärkere Verbreitung von DMP birgt immenses Potenzial. Laut Studien sind über 93 Prozent der in DMP eingeschriebenen Versicherten mit ihrer Versorgung zufrieden oder sehr zufrieden. Das Sterberisiko von Patient:innen liegt bspw. im DMP Diabetes mellitus Typ 2 um 42 Prozent niedriger als bei Patient:innen, die nicht daran teilnehmen. Zugleich senkt das DMP die Behandlungskosten um 1.000 Euro pro Fall.

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Das BMC-Impulspapier „DMP 2.0 – Impulse zu einer patientenorientierten und teambasierten Weiterentwicklung von Disease-Management-Programmen“ steht zum Download bereit unter: https://www.bmcev.de/wp-content/uploads/BMC-Impulspapier-DMP-2.0.pdf.

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