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Digital Health in der Arzneimittelversorgung und Medizintechnik – Interview mit Cornelia Kittlick (Thieme TeleCare)

 

Cornelia Kittlick (Thieme TeleCare) moderiert auf dem BMC-Kongress die Online-Session „Digital Health in der Arzneimittelversorgung und Medizintechnik“

Was sind die größten digitalen Herausforderungen im Bereich Arzneimittelversorgung und Medizintechnik?

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist insgesamt eine große Chance, die Qualität und die Effizienz in der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Der bisherige Trend im technologischen Fortschritt zeigt sich bereits heute in immer kürzeren Entwicklungszyklen, in denen analoge und digitale Produkte gemeinsame Synergien schaffen. Dies zeichnet sich bereits heute in der Arzneimittelversorgung und Medizintechnik ab. Hersteller von Arzneimitteln und Medizintechnik haben mehr und mehr Gesundheitsprodukte und digitale Anwendungen im Portfolio. Die Versorgungsrealität zeigt bislang noch eine große Kluft zwischen dem, was machbar wäre und dem, wie es tagtäglich in der Patientenversorgung gelebt wird. Daher liegt für mich die größte Herausforderung im Transfer dieser Versorgungslösungen zum Patienten.

Wie begegnen wir diesen Herausforderungen am besten?

Wie in vielen Bereichen, müssen Technologien fortlaufend weiterentwickelt und in neue innovative Lösungen integriert werden. Gerade im Gesundheitswesen müssen aber auch jene Strukturen, Berufsgruppen und letztlich auch Patientinnen und Patienten mitgenommen werden, diese Technologien zum Einsatz zu bringen. Dies gelingt m. E. nur durch ein gutes Empowerment, niederschwellige Implementierungsmöglichkeiten und entsprechende Anreizstrukturen.

Welche Diskussion wird innerhalb Ihrer Session sicher spannend?

Ich freue mich vor allem darauf, das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und Wissenschaft, Leistungserbringung und Technologieentwickler zusammen zu bringen. Ich würde gern, die entsprechenden Innovationen auch aus Perspektive der Patientinnen und Patienten beleuchten und der Frage nachgehen, welche Wege wir in der Digitalisierung bestreiten müssen, den Patientinnen und Patienten die im Forum aufgezeigten Lösungen zukommen zu lassen.

Mehr zu diesem Thema auf dem BMC-Kongress am 19. Mai in der digitalen Session „Digital Health in der Arzneimittelversorgung und Medizintechnik“

 

 

Wie sieht Versorgungsforschung 2.0 aus?

Interview mit Prof. Dr. Holger Pfaff (IMVR)

Warum braucht die Versorgungsforschung ein Update?

Die Versorgungsforschung hat es in den letzten 20 Jahren in besonderer Weise geschafft, Fragestellungen aus Politik und Praxis durch gute methodische Forschung zu klären. Immer häufiger stoßen wir aber an den Punkt, dass wir mit guter Methodik allein nicht die Wirkung komplexer Versorgungsvorgänge und -interventionen verstehen und erfassen können.

Woran liegt das?

Die Wirkzusammenhänge, die in randomisierten, kontrollierten Studien getestet werden, sind relativ einfacher Natur – wie etwa: „Die Innovation A führt zum Outcome B“. In der Versorgung ist die Sachlage oft schwieriger, weil wir es fast immer mit komplexen Interventionen in zudem komplexen und wenig konstanten Umwelten zu tun haben. Um das alles verstehen und dann gut intervenieren zu können, brauchen wir in der Versorgungsforschung mehr theoretisches Wissen über diese Zusammenhänge.

Was bedeutet das im Hinblick auf die Evaluation von Innovationsfondsprojekten?

Wir finden erfolgreiche Projekte neben weniger erfolgreichen und müssen nun herausfinden, aus welchen Gründen die einen erfolgreich waren und die anderen nicht. Die Frage ist auch: Was kann die Versorgungsforschung daraus insgesamt lernen? Welche Gestaltungsprinzipien scheinen generell wirksam zu sein und in welchen Versorgungskontexten ist eine besonders starke Wirkung einer Versorgungsinnovation zu beobachten.

Wie sieht Versorgungsforschung 2.0 aus?

Die Versorgungsforschung muss wissenschaftlicher werden. Das bedeutet für mich, dass wir Theorien zur Erklärung der Wirkzusammenhänge bilden müssen, bevor wir „bloße“ Ideen in der Praxis testen. Deutschland besitzt eine starke Theorietradition zum Beispiel im Bereich der Soziologie oder Psychologie, auf die wir zurückgreifen können.

Mehr zum Thema Versorgungsforschung 2.0 gibt es auf dem Fachkongress „Theorie wagen“ vom Monitor Versorgungsforschung – in Kooperation mit dem BMC. 

7. Dezember | Berlin