TK: Digital unterstützt im Alter
Besucher des BMC-Kongresses 2019 diskutierten im Innovationscafé der Techniker über die Akzeptanz digitaler Lösungen durch die ältere Gesellschaft.

(v.l.) Dr. Patricia Ex (BMC), Prof. Dr. Volker Amelung (BMC), Markus Jochem (TK), Dr. Thomas Nebling (TK), Christine Vietor (TK), Dr. Susanne Klein (TK), Thomas Ballast (TK), Kirsten Sommer (Albertinen-Haus), Bernd Klein (Cibek), Theresa Hüer (TK)
Wie können auch ältere Menschen von der Digitalisierung im Gesundheitswesen profitieren? Welche Hemmnisse bestehen dabei? Wie lassen sie sich überwinden? Zu diesen Fragen lud Dr. Susanne Klein, Techniker Krankenkasse (TK), Besucher des Jahreskongresses 2019 des Bundesverbands Managed Care (BMC) in das Innovationscafé ein.
Ein konkretes Beispiel ist PAUL, der Persönliche Assistent für Unterstütztes Leben, der im NetzWerk GesundAktiv eingesetzt wird – einem Projekt, das vom Innovationsfonds gefördert wird. Fast 1.000 Seniorinnen und Senioren im Norden Hamburgs nehmen am Projekt teil, 350 nutzen dabei den PAUL. Wie ein Tag im Leben eines PAUL-Nutzers aussehen kann, erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Innovationscafés quasi live im Wohnzimmer eines 75-Jährigen, dargestellt vom TK-Kollegen Markus Jochem. Das kurze Bühnenstück zeigte anschaulich und lebhaft, wie der digitale Helfer PAUL die Teilnehmer in ihrem Alltag unterstützt: in Notsituationen erhalten sie durch ein intelligentes Notfall- und Inaktivitätssystem früher Hilfe, außerdem fördert es die Senioren in ihrer sozialen Teilhabe.
Damit mehr Menschen im hohen Alter von digitalen Angeboten profitieren können, gilt es noch einige Herausforderungen zu meistern. Darüber wurde in der sich anschließenden World-Café-Diskussion gesprochen, und zwar aus den ganz verschiedenen Perspektiven der Krankenkassen, der Versorgungspraxis, der Politik, der Hersteller und last not least auch der Kunden.
Der BMC hatte die Gesundheit in einer Gesellschaft des längeren Lebens als zentrales Thema für den diesjährigen Kongress gesetzt. Bereits am ersten Kongresstag wurden die Kongressteilnehmer am Stand der TK zu dieser besonderen Zielgruppe befragt: Was zeichnet ihre Situation aus? Was motiviert sie? Was bereitet ihr Schwierigkeiten? Anhand der so entstandenen PERSONAS Karl (82) und Inge (87) wurde deutlich, welche Probleme mit zunehmendem Alter in den Vordergrund rücken: zum Beispiel Verlust von Autonomie, Trauer und Angst, weniger Möglichkeiten, gehört und anerkannt zu werden. Das Einbeziehen der daraus entstehenden Bedürfnisse in die Entwicklung von digitalen Lösungen kann ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Implementierung sein. Mindestens ebenso wichtig ist Modularität und individueller Zuschnitt von Angeboten. Im Detail gingen die Meinungen auseinander: Soll Zugang und Nutzung eines digitalen Angebots so einfach wie möglich sein? Oder soll man lieber mehr Zeit in die Schulung im Umgang mit Tablet & Co investieren? Ist Sprachsteuerung besser als Menüsteuerung?
Einigkeit gab es aber beim Fazit: Mehr Kundensicht hilft, bessere Lösungen zu finden – laufend weiter voneinander zu lernen und Angebote weiterzuentwickeln, ist ein Muss. Bestätigt wurden diese Ergebnisse auch aus Sicht der Versorgungspraxis. Diese sieht sich mit einer sehr inhomogenen Zielgruppe konfrontiert, die zum Teil „schon lange online“ ist, zum Teil aber der für sie unbekannten Technologie skeptisch gegenübersteht, Ängste vor dem Verlust eigener Daten hat oder generell die „Gefahren des Internets“ sieht. Es zeigte sich, dass diese Zielgruppe durch eine persönliche und auf ihr Bedürfnis ausgerichtete Aufklärung und Begleitung durchaus von technologischen Innovationen profitieren kann. Hersteller sind deshalb gut beraten, einfach handhabbare und niedrigschwellige Produkte zu entwickeln. Zudem gilt es, angesichts der Potentiale digitaler Assistenten, für ältere Menschen Finanzierungsoptionen zu klären. Die Erstattung über eine Aufnahme in den Hilfsmittelkatalog weist unter den aktuellen Rahmenbedingungen zu viele Restriktionen auf. Und auch hier sind konstruktive Lösungen für eine technisch und rechtlich sichere Nutzung von persönlichen Daten gefragt.
Foto: © Maren Strehlau/BMC
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