Franz Müntefering als Gastredner bei BMC-Veranstaltung: „200 Jahre Bismarck: Ist ‚Solidarität‘ noch zeitgemäß?“
Otto von Bismarck gilt als Begründer der modernen Sozialsysteme, die auf einer solidarischen Gesellschaft basieren. Anlässlich seines 200. Geburtstags lud der BMC zu einer Festveranstaltung ein, um das Konzept der Solidarität vor dem Hintergrund einer gewandelten Gesellschaft zu betrachten. Als Gastredner konnte der BMC den ehemaligen SPD-Parteivorsitzenden Franz Müntefering gewinnen. Moderiert wurde die Veranstaltung vom BMC-Vorstandsmitglied Dr. Wolfgang Klitzsch.
Gegenseitige und gerechte Unterstützung innerhalb einer Gesellschaft ist der Grundgedanke des Solidaritätsprinzips. Doch ist dieses Prinzip in Zeiten von Zusatzversicherungen, individuellen Gesundheitsleistungen und Beitragsbemessungsgrenze immer noch gerecht und zeitgemäß?
„Solidarität ist ein spannender Begriff, da es keine Gesellschaft ohne solidarische Strukturen gebe“, so Dr. Klitzsch bei seiner Einführung. „Solidarität dient der Stabilität von gesellschaftlichen Beziehungen und besitzt reziproke Eigenschaften. Es geht immer um das ‚Geben und Nehmen‘.“
Diesen Gedanken griff Franz Müntefering auf und spannte zunächst einen historischen Bogen zu den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu Bismarcks Zeiten. Ohne die Industrialisierung, die das Leben der Menschen in vielfältiger Weise verändert habe, sei die Einführung der allgemeinen Krankenversicherung, aber auch der anderen sozialen Sicherungssysteme wie Renten-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung nicht denkbar gewesen. Bismarck habe hier einen Mittelweg zwischen einer zentralistischen Ausrichtung und der Eigenverantwortung des Einzelnen gewählt. Dieser Mittelweg sei ein wichtiges Erbe für die heutige Zeit und die richtige Herangehensweise.
Solidarität umfasst einerseits das simple Prinzip des gegenseitigen Helfens, vor allem auch die Annahme von Hilfe. Solidarität im Sozialstaat sei allerdings nicht ohne Bedingungen machbar. Dazu zählen etwa Mitgliedschaft, Beitragszahlung und Selbstverwaltung.
In der anschließenden Diskussion machte Franz Müntefering deutlich, dass genauso wie bei der Demokratie, die Solidarität keinen Schaukelstuhl kenne. Ein starres Renteneintrittsalter sei seiner Meinung nach nicht zeitgemäß. Auch im hohen Alter müsse jeder seinen Beitrag leisten. Ehrenamtliches Engagement sei demnach, besonders im hohen Alter, sehr bedeutsam für ein solidarisches System.
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