Impressionen – Hintergrundgespräche 2015 im BMC
Hintergundgespräche mit Sabine Dittmar, Corinna Mühlhausen, Dr. Stefan Etgeton, Susanne Mauersberg und MinDirig Norbert Paland
Hintergrundgespräch mit Sabine Dittmar
Sabine Dittmar, stellvertretene Sprecherin der SPD Bundestagsfraktion referierte am 4. März 2015 zum „Versorgungsstärkungsgesetz:
Wirkungen und weiterer Reformbedarf“. Das Versorgungsstärkungsgesetz (VSG) verfolgt das Ziel, eine bedarfsgerechte, flächendeckende und wohnortnahe Versorgung zu ermöglichen und in qualitativ hochwertiger Form zu gewährleisten. Dieses Ziel beziehe sich speziell auf die strukturschwachen Gebiete. Wichtige Inhalte im VSG sind demnach die Ausdehnung des Strukturfonds für die Ausweitung der Versorgung, die Verankerung des Patientenwahlrechts, Terminservicestellen, die Etablierung von Medizinischen Behandlungszentren für Erwachsene mit Behinderung sowie die Stärkung von kooperativen Versorgungsformen. Aus Sicht von Dittmar soll die Überarbeitung der ärztlichen Vergütung (Bezug §87a SGB V), die Förderung der Weiterbildung der Allgemeinmedizin sowie die Entbürokratisierung und Flexibilisierung von Selektivverträgen stärker im Gesetz angegangen werden. Ebenso kritisierte Sie die Befristung des Innovationsfonds bis 2019. Frau Dittmar sowie die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass beim Innovationsfonds die Einbeziehung der Wissenschaft in die Antragsentscheidung nicht vernachlässigt werden darf. Dies ist derzeit noch nicht im Gesetz formuliert. Bezugnehmend auf den § 116b (Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung) äußerte Frau Dittmar den Wunsch nach einer Neudefinition der schweren Verlaufsformen. Ein Ziel sei es, die Patienten schon früher umfassend behandeln zu können.
Hintergrundgespräch mit Corinna Mühlhausen
Im Anschluss an die BMC- Mitgliederversammlung am 11. März 2015 stellte die Trendforscherin Corinna Mühlhausen einen Ausblick in die Welt der „Gesundheit 2025“ vor. Es wurden neben aktuellen Trends auch viele Gesundheits-Apps und Gadgets präsentiert. Sie stellte die These auf, dass unsere alternde Netzwerkgesellschaft zwischen Selbstdarstellung und Angst vor Big Data schwanke. Außerdem nehme aufgrund der vielen angebotenen Gesundheits-Apps die Eigeninitiative der Patienten in Bezug auf ihre Gesundheit zu. Die aktuelle E-Health-Entwicklung bewege sich daher zwischen seriöser Medizintechnik und verspielten Gesundheits-Apps. Es sei jedoch immer zu beachten, dass Gesundheit relativ ist und in erster Linie viel mit der subjektiven Suche nach Wohlbefinden und Glück zu tun habe. Gesundheit ist schon lange nicht mehr nur die Abwesenheit von Krankheit. Die Menschen verbinden Gesundheit auch mit Leistungsfähigkeit und persönlicher Fitness sowie mit Schönheit und Attraktivität. Für die Patienten sei Vertrauen ein sehr wichtiges Kriterium bei der Wahl von Anbietern im Gesundheitswesen. Dieses Vertrauen sei nur mithilfe von verlässlichen Informationen zu gewinnen. Die aktuellen Trends ließen den Schluss zu, dass in der Gesundheitswelt des Jahres 2025 das Bedürfnis nach Selbstbestimmtheit des Einzelnen im Zentrum stehe.
Hintergrundgespräch mit Dr. Stefan Etgeton und Susanne Mauersberg
Dr. Stefan Etgeton, Senior Expert der Bertelsmann Stiftung, und Susanne Mauersberg, Referentin für Gesundheit beim Verbraucherzentrale Bundesverband, kamen am 18. März 2015 mit den Teilnehmern des Hintergrundgesprächs „Telematisch vernetzte Versorgung und die Datenhoheit der Patienten – k/ein Widerspruch?/!“ ins Gespräch. Dr. Etgeton wies dabei insbesondere auf die Veränderung des Krankheitsspektrums hin. Zudem gebe es eine zunehmende Arbeitsteilung und Spezialisierung in der Medizin. Dadurch könne es zu Engpässen bei der Verfügbarkeit von Fachpersonal und Spezialisten in der Fläche kommen. Auch der erhöhte Anteil datengebundener Diagnose und Behandlungsverfahren sind ein Beweis der Notwendigkeit eines zeitnahen und sicheren Austauschs von Daten. Dr. Etgeton betonte außerdem, dass dieses Thema in jedem Fall aus der Sicht des Nutzers, also des Patienten, betrachtet und angegangen werden muss. Der Nutzen des Patienten sollte immer im Zentrum stehen, denn seine Akzeptanz in Bezug auf Telematik im Gesundheitswesen hängt stark vom Nutzen der einzelnen Anwendung ab. Susanne Mauersberg sieht ganz klar die Chancen in der Etablierung einer zentralen Infrastruktur, fordert jedoch eine stärkere Berücksichtigung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Abschließend betonte sie, dass durch die verstärkte Nutzung von Telematik im Gesundheitswesen nicht der Kontakt und die Kommunikation zwischen Arzt und Patient vernachlässigt werden dürfte.
Hintergrundgespräch mit MinDirig Norbert Paland
MinDirig Norbert Paland, Ständiger Vertreter der Abteilung Grundsatzfragen der Gesundheitspolitik / Telematik im Bundesministerium für Gesundheit, diskutierte am 13. April 2015 in einem BMC Capital Talk mit den Teilnehmern über das Thema „E-Health 2.0 – Wie wird das Gesetz unser Gesundheitswesen verändern?“ Die Teilnehmer kritisierten, dass Themen wie die Elektronische Patientenakte, ein digital gestütztes Medikationsmanagement und eine Gesundheitskarte mit Notfalldaten zwar seit vielen Jahren diskutiert würden, bei der Umsetzung jedoch nicht viel passiere. Auch im E-Health-Gesetz werden Methoden zur Umsetzung nicht stark genug angegangen. MinDirig Paland versicherte, dass diese Themen auch tatsächlich angegangen werden und dies auch dementsprechend im E-Health Gesetz verankert wird. Es wurde diskutiert, ob es sinnvoll wäre, Ärzten bei Nichtnutzung von bspw. der elektronischen Gesundheitskarte mit Regressionen zu drohen.
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